Kambodscha

Das neue Thailand?

01.04.2018 – 12.04.2018

Für alle, die die Geschichte nicht interessiert, gibt es am Ende eines jeden (Weltreise-) Artikels Einschätzungen und Tipps zur Stadt in Bezug auf Unterkunft, Essen, Transport, etc.

Von Bangkok geht es nach Kambodscha. Ein Land welches auf dunkle Jahre in der neueren Zeit zurückblickt. Weltbekannt für Angkor Wat ist und sich noch selbst finden muss.

Siem Reap

Unsere Reise begann mit einer großen Überraschung für Kea. Laura und ihre Schwester Sara kamen uns für einige Tage besuchen. Geplant war der Besuch von Angkor. Ein riesiges Gebiet wenige Kilometer von Siem Reap entfernt. In dem Gebiet finden sich weit über tausend Tempel und Heiligtümer, die zur Zeit des Khmer Reiches vom 9. – 12. Jh. erbaut wurden. Selber muss sich aber keiner auf die Suche nach den Tempeln machen. An jeder Straßenecke versucht jemand eine Tour zu den bekanntesten Tempeln zu verkaufen. Wir entschieden uns für ein Tuk-Tuk und los ging es.

Natürlich fing alles mit Angkor Wat an, dem weltbekannten Tempel und Wahrzeichen Kambodschas. Der Tempel hat es sogar auf die Nationalflagge geschafft. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mehr erwartet hatte. Der Tempel ist zwar ganz schön, besonders mit dem See davor. Die fünf Tempel danach fand ich aber noch viel besser.

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Sehr unterschiedlich ging es weiter. Mal erhob sich ein Tempel ebenenweise in den Himmel, ein anderer dagegen besteht nur aus hunderten Säulen.

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Der nächste bekanntere Tempel ist Ta Prohm, besser bekannt als Tomb Raider Tempel. Drehort und Coverbild des Tomb Raider Films mit Angelina Jolie in den frühen 2000ern. Manchmal ist das nicht restaurierte und verwitterte eben schöner als perfekt nachgebildeten Dächer und Mauern.

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Gegen Ende hatten wir soviel gesehen, dass wir den letzten Tempel getrost wegließen und direkt zurück zum Hotel fuhren. Im Rooftop-Pool lässt sich ein Nachmittag auch verbringen.

Als Abschluss in Siem Reap ging es in das Marum. Ein sehr gutes Restaurant, sowohl was Essen und auch Service angeht. Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Mutterorganisation Friends International. Friends setzt sich in Südostasien für Kinder ein und arbeitet neben den Restaurants auch mit Schulen zusammen. Mehr Infos gibt es hier. Direkt in dem Restaurant liegt ein Friendsshop. Upcycling! Portemonnaies aus Autoreifen und Zeitungen, Taschen aus Dosenresten.

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Zwischendurch wurde einem Sicherheitsmann die 360° Kamera erklärt

Phnom Penh

Mit einem Nachtbus ging es in die Landeshauptstadt. Besonders cool ist, dass es statt Sitze Liegen für ein bis zwei Personen gibt. Mit ca. 175 cm für den Giganten Kieron (203 cm) ein wenig klein, aber tausendmal besser als 30 cm Beinfreiheit und schlafen im Sitzen. Da frage ich mich doch wie es in Kanada schlechter um die Busse bestellt sein kann. Selbst Wlan gibt es in den Bussen in Kambodscha!

Wir wurden gegen fünf Uhr morgens am Nachtmarkt rausgelassen. Perfekte Gelegenheit den Königspalast und die vielen Tempel bei gemäßigten Temperaturen zu besichtigen. In Südostasien ist von April bis Juni Hochsommer mit Temperaturen bis zu gefühlten 50°C. Entweder früh aufstehen oder in der Hitze leiden. Wie dem auch sei, der Palast wollte keinen von uns so wirklich überzeugen. Ein wenig Kitsch, ein wenig viel Gold und nichts was wir nicht schon gesehen haben. Vor allem nach den Tempeln in Angkor.

Oft wird Phnom Penh wegen den Killing Fields, Choeung Ek, und dem Foltergefängnis, Tuol Sleng, besucht. Dazu erscheint bald ein eigener Artikel. Laura und Sara verließen uns hier, auch wenn dies auch ein wenig länger dauerte als zuerst geplant. Wir machten uns derweil auf nach Koh Rong, eine Insel südlich von Phnom Penh.

Coole Idee für Abends: Ein Brettspiel-Café

Koh Rong

Um ein wenig ruhigen Urlaub zu haben verbrachten wir einen Teil der Zeit auf Koh Rong am Coconut Beach. Ein kleinerer Strandabschnitt weit entfernt von dem Hauptstrand mit all seinen Hostels, Bars und Restaurants. Bei der Überfahrt fiel mitten auf dem Meer der Motor aus. Nichts was der Kapitän und einige seiner Leute nicht richten konnten. Trotz allem war es ein komisches Gefühl eine halbe Stunde ohne Motor auf dem Meer zu treiben. Durch die Verzögerung kamen wir im Dunkeln und sahen nichts mehr von einem der schönsten Strände Kambodschas. Blöd nur, dass es nachts regnete und so auch die nächsten Tage der Strand eher durchschnittlich und schlammig war.

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Drei Tage passierte nichts. Dies war aber auch geplant. Keine Touristenshops oder Tourenverkäufer, keine langen Fahrten oder Städtetrips. Neben den wenigen Bungalows und Restaurants gibt es ein ganzes Stück weit entfernt noch ein einheimisches Fischerdörfchen, viel los ist dort aber ebenfalls nicht.

Absolutes Highlight und eines der coolsten Erlebnisse der Weltreise war das Planktontauchen. In dunkelster Nacht schwammen wir in das Meer hinaus. Durch unsere Bewegungen fingen Millionen der Einzeller an blau zu leuchten. Es ist schon sehr surreal und lässt sich wohl am besten mit einigen Szenen aus Avatar vergleichen.

Nestival

Den Mainbeach konnten wir natürlich nicht links liegen lassen. Wie zuvor waren wir ebenfalls in Bungalows untergebracht. Das Bad war besonders cool, ohne Decke standen wir direkt im Dschungel. Im dunklen war es dann aber doch nicht mehr so toll. Die Angst vor Spinnen, Schlangen und auf Koh Rong auch vor Skorpionen bleibt. In der ersten Nacht entdeckte ich im Bungalow eine der größten Spinnen die ich in meinem Leben gesehen habe. Mit Insektenvernichter versuchten wir alle Viecher zu vertreiben und schliefen mit einem mulmigen Gefühl ein.

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Die Party durfte natürlich nicht fehlen. Top Standort ist das Nest, ein Hostel an einem benachbarten Strand. Wöchentlich finden hier zwei Elektropartys und ein Festival statt. Wir waren zum Festival dort. Schon gegen Mittag ging es los mit Musik und Getränken. Dazu gab es Falafel Wraps und Hühnchen. Die eigentliche Party begann aber erst viel später als es dunkel wurde. Die Musik, Deep House, ist zwar nicht für jeden etwas uns hat es aber sehr gefallen.

Die Partylocation

Insgesamt gefiel uns der Main Beach ein ganzes Stück besser als der Coconut Beach. Es ist viel mehr los und selbst den Strand an sich fanden wir schöner. Nach zwei weiteren Nächten verließen wir Koh Rong und blieben noch eine Nacht in Sihanoukville. Notgedrungen könnte man sagen, da sich die Bus- und Fährenzeiten überschnitten. Der Ort ist echt das letzte. Eine chinesische Hochburg zugepflastert mit Casinos und Hotels. Es wird sogar gemunkelt, dass Koh Rong an China verkauft wird um es zu einem chinesischen Luxusurlaubsort umzugestalten. Wir beten, dass dies nicht passiert.

Richtungssuche

Kambodscha gefiel uns bisher am wenigstens in Südostasien. Vor allem die unfreundlichen Einheimischen machen einem zu schaffen. Gastfreundschaft und Bedienungsstandards werden hier eher klein geschrieben, sind oft nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass wir mit dem Essen einige Probleme hatten. Abhilfe schafft Google und TripAdvisor, ab jetzt geht es nur noch in gut bewertete Restaurants und Cafés. Nicht zu vergessen: Nie wieder in offene Bungalows.

Das Land ist dazu noch in seiner Findungsphase. Wird es durch und durch touristisch und damit quasi das neue, aktuell noch unberührtere Thailand? Wird es Gebiete an China abtreten und so zum asiatischen Freizeitpark, in dem der Westen nichts mehr zu suchen hat? Versucht es an alte Stärken anzuknüpfen und erneut die „Schweiz-Südostasiens“ zu werden? In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren wird sich all dies zeigen. Ich persönlich glaube an die erstere Variante, der Tourismus hat sich bereits stark etabliert, es gibt die Möglichkeit einer leichten Einreise und mit Angkor hat Kambodscha das Aushängeschild für Tempel in Asien.

Trotzdem ist Kambodscha eine Erfahrung die man eigentlich erlebt haben muss. Besonders die Angkor Region und die Aufarbeitung der siebziger Jahre sind einzigartig. Wenn man keinen Urlaub erwartet sollten Siem Reap und Phnom Penh unbedingt auf jeder Südostasien Reiseliste stehen.


Meinungen und Tipps

Unterkunft: Okay 1 Villa

Im Herzen von Siem Reap liegt dieses Hotel. Größe Räume, hauseigene Tuk-Tuk Fahrer und nettes Personal. Highlight ist das Frühstück und der Pool auf dem Dach.

Transport: Giant Ibis

Das am besten bewertete Unternehmen in Kambodscha und darüber hinaus. Die Nachtfahrten kommen mit komfortablen Liegen, es gibt Wasser und Erfrischungstücher. Die Fahrer und Begleiter sind nett und sagen Fahrt- und Pausezeiten an.

Sehenswürdigkeiten: Angkor & S21

Angkor beherbergt alle Tempelarten und Formen die man sich vorstellen kann. Touren kann jeder individuell mit dem Roller oder geführt mit einem Tuk-Tuk unternehmen. Bei einer solchen Fülle auch ruhig zwei ganze Tage einplanen.

Von beiden Stätten in Phnom Penh ist das Foltergefängnis S21 eindrucksvoller als die Killing Fields. Beides sollte jedoch unbedingt zusammen besucht werden. Diese Orte bloß nicht als Museum abstempeln, mit Audioguide durchlebt man die Zeit der roten Khmer.

Essen: Friend Restaurants

Die wohl beste Kette in ganz SOA. Service wird hier besonders groß geschrieben. Das Essen kann sich mehr als sehen lassen und das dahinterstehende Kinderhilfswerk Friends wird unterstützt. In dem hauseigenen Shop lassen sich viele Lifestyle Artikel finden, natürlich alles aus recyceltem Material.

Fleisch mit roten Ameisen

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