Nordamerika

In jeder Hinsicht unterschätzt.

Zwischendurch (Geek-) Bilder die keinen Platz fanden. Wer nach Nordamerika Bildern sucht: Bitte in die anderen Artikel reinschauen, hier wird nichts gedoppelt.

Unten findet sich außerdem alles was wir in Nordamerika gelernt haben.

Unsere Route

Wir bewegten uns von der Ostküste einmal komplett rüber zur Westküste. Von Montreal nach Vancouver. Die genaue Route sah dabei folgendermaßen aus:

  • New York  18.08 – 26.08
  • Montreal 26.08 – 03.09
  • Calgary 03.09 – 11.09
  • Kananaskis 11.09 – 15.09
  • Banff 15.09 – 23.09
  • Radium 23.09 – 01.10
  • Kamloops 01.10 – 12.10
  • Ucluelet 12.10 – 20.10
  • Vancouver 20.10 – 27.10
Unsere Stationen in Kanada

Ehrlich gesagt war diese Route ziemlicher Unsinn. Was ist also falsch gelaufen? Wir dachten, dass es überall schon was zu tun gibt, dazu gleich mehr. So buchten wir großzügig und saßen so beispielsweise in einem Vorort in Calgary acht Tage lang fest. Einlenkend gilt zu sagen, dass wir dies buchen mussten, da Banff bis zum 15.09 ausgebucht war.

Optimal wäre es gewesen Calgary rauszuwerfen und Radium und Kamloops zumindest zu kürzen. In New York und Montreal wäre ich gerne länger geblieben. Toronto und Quebec wären vielleicht auch noch eine Option gewesen. Ebenso Victoria und Tofino auf Vancouver Island. Es ist nun Mal anders gelaufen, wir sind ja auch noch ziemliche Neulinge was Reisen angeht. Also wieder etwas gelernt.

Die Erwartungshaltung

Deutschland. Innerhalb von wenigen Stunden, maximal innerhalb eines halben Tages, überall hinkommen. Züge fahren stündlich in jede Kleinstadt und halten selbst in Dörfern. Daneben fahren die Busse regelmäßig selbst entlegene Stationen an.

Unsere Vorstellungen von Kanada:  Nationalpark an Nationalpark, in deren Nähe jeweils eine gut zu erreichende Stadt liegt. Anreisen, die gemessen an den Kilometern nur wenige Stunden dauern sollten.

In Kanada läuft das anders…

Gefunden in Montreal

Realität

Um von Montreal nach Vancouver zu kommen, dauert es mit dem Bus 89 Stunden. Der Zug ist nicht zu bezahlen. Kleinere Orte werden erst gar nicht angesteuert. So fahren außerhalb größerer Städte oft nur Greyhound Busse, Alternativen gibt es nicht.

Aber was heißt „klein“? Deutschland ist 357.000 km² groß, Kanada dagegen 9.984.000 km². Wichtig ist die Einwohneranzahl: Deutschland 82.000.000 (stand 2015), Kanada 36.500.000 (stand 2017). Macht einen Unterschied in der Bevölkerungsdichte von 230 zu 3,6.

Ebenfalls aus der Filmrubrik

In Kanada finden sich also ohnehin nur wenige Großstädte. Vancouver, Montreal, Toronto, Quebec. Die Provinz Yukon beispielsweise ist 100.000 km² größer als Deutschland und hat dabei 37.000 Einwohner. 27.000 davon in der Hauptstadt Whitehorse. Was ich hier zeigen will: In Kanada gibt es viel Nichts. Endlose Weite. Landstreifen ohne Bevölkerung. Keine Häuser, keine Haltestellen, Wald. Mit unserer deutschen Erwartungshaltung wurden wir hier enttäuscht. Trotz der Größe gibt es im Grunde genommen wenig. Mehr Platz heißt eben nicht, mehr zu sehen.

Als wir das akzeptierten und unsere Erwartungshaltung beiseite ließen, konnten wir endlich unsere Reise genießen. Glücklicherweise kam dieser Effekt schon direkt am Anfang.

Aus einem der besten Filme, schmeckt dazu noch verdammt gut

Kanada

New York lasse ich raus, das ist eine Welt für sich und hat bereits eine Bewertung.

Aktivitäten

Eine Natur, wie es sie auch in Deutschland geben sollte. Ewige Wälder und Berge. Die Wanderwege in den Rocky Mountains sind dabei das absolute Highlight.

Die Städte haben uns mindestens genauso gut gefallen. Hatten wir anfangs noch „Angst“ vor den immer gleichen langweiligen Großstädten, freuten wir uns am Ende unglaublich auf Vancouver. Wie glaube ich in bereits jedem der anderen Artikel über Kanada gesagt worden ist, sind die Städte ein absolutes Highlight. Jedes Viertel hat seinen eigenen Charme und es wirkt, als wären alle Bewohner bestrebt, das Stadtbild zu verschönern. Diese Mühe sahen wir an jeder Ecke.

Im Grunde genommen ist ganz Kanada ein Highlight, Natur und Stadt. Was ist uns also negativ aufgefallen?

Grüße gehen raus an den besten Englisch Lehrer

Negative Punkte

  • Der  Transport ist problematisch, wenn man nur auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist.
  • Die Städte in den Nationalparks bestehen nur aus Souvenirläden und Hotels.

Zum Transport: Wie zur Hölle kommt man darauf, Abreisezeiten auf 03:00 Uhr morgens zu legen?

Zu Banff: Überrannt von Reisegruppen, zum Großteil natürlich klischeemäßig asiatisch. Klar kann man keine Altstadt erwarten, wenn die Stadt quasi für den Tourismus gebaut wurde. Aber eine „normale“ Straße ohne Souvenirshops wäre wünschenswert. Gott sei Dank waren wir ohnehin wegen der Natur dort. Auf den Wanderwegen sahen wir jedoch gar keine  Reisegruppen. Was machen die den ganzen Tag?!

Halloween Shop in Kamloops

Die Menschen

Oft wird gesagt, dass Nordamerikaner sehr oberflächlich sind. Und ja, wir hatten oft Gespräche mit Wildfremden ohne entsprechenden Tiefgang, dies überzeugte mich aber eher vom Gegenteil.

Wie sieht es in Deutschland aus?: Im Bus, auf der Straße und beim Warten in der Starbucks-Schlange wird geschwiegen. Jeder macht sein eigenes Ding, oft mit Kopfhörern in den Ohren, um jegliche Interaktion auszuschließen. So entstehen zwar keine oberflächlichen Gespräche, aber diese Variante ganz ohne Kontakt ist für mich auch nicht besser.

In den USA und Kanada ist es als Backpacker cool, wenn Einwohner einfach auf dich zugehen und mit dir reden und etwas über ihr Leben erzählen. Sei es über die gestiegenen Bagelpreise oder über ihren Wohnort. Uns wurde in Montreal morgens um drei ein Platz zum Schlafen angeboten und in Kamloops wurden wir kurzerhand zu einem Tagesausflug eingeladen. Wir haben so ganz neue Eindrücke bekommen und flüchtige Bekanntschaften gemacht. Im Laufe des Kennenlernens wurde teilweise über Politik geredet oder über unser Heimatland, keine Oberflächlichkeit mehr.

Zu dem Pauschalurteil über die Oberflächlichkeit der Nordamerikaner  könnte ich höchstens vermuten, dass es lange dauert, tiefer gehende Freundschaften zu schließen, wenn man nach Nordamerika zieht und dort lebt. Dies kann ich mir andererseits aber unter keinen Umständen vorstellen: Die Menschen die wir trafen waren viel zu lieb, aufrichtig und offen, als dass sie nur auf Oberflächlichkeit aus wären.

Insgesamt hat es aufgrund der Menschen einfach Spaß gemacht, durch die beiden Länder zu reisen.

Unterkünfte

Zum Schluss  noch ein paar Worte zu unseren Erfahrungen mit den Unterkünften.

Wir bewegten uns in der günstigsten Doppelzimmer- bzw. Dorm- Preisklasse, ließen aber Hostels mit horrenden Wertungen aus unserer Auswahl raus. Günstig heißt aber nicht gleich günstig: Oft gab es nur wenige Hostels oder sie lagen in in Touristen Hotspots. Dann heißt billig gleich teuer mit 40€-50€ p.P. pro Nacht.

Alle Hostels / Motels waren annehmbar und einige sogar echte Highlights. Besonders die Samesun Hostels, das Alexandrie und das Wildlife Hostel in Kanaskis sind mehr als empfehlenswert. Die Samesun Hostels sind eigentlich jenseits unserer Preisklasse, wir waren zweimal gezwungen, auf ein Samesun auszuweichen. Sie bieten immer eine coole Bar / Restaurant, freie Touren und eine coole Atmosphäre. Günstiger ist die HI-Hostel Kette, die wir einige Male buchten.

Insgesamt eignet sich Kanada sehr gut zum Backpacken. Sowohl preislich als auch von den Ausstattungen der Unterkünfte.

Aktuell in Kanada: StarTrek Münzen und Briefmarken.

Budget

Kosten sind natürlich einer der entscheidenden Faktoren. In Kanada waren wir positiv überrascht.

Auf vielen Seiten lasen wir, dass das Tagesbudget für Nordamerika bei 60€ liegt. Während wir in New York 70€ am Tag benötigten, waren es in Kanada gerade mal 40€. In New York war dies aber auch den täglichen / teuren Sehenswürdigkeiten geschuldet.

So kommen wir bei 72 Tagen Nordamerika auf 3.300€ p.P statt der veranschlagten 4.200€. Nicht schlecht.

Unsere Ausgaben in Nordamerika

Als nächstes geht es jetzt nach Costa Rica.


Tipps / Zusammenfassung

  • Es lassen sich ohne Auto nur größere Städte anfahren
  • Ein Auto ist so eigentlich echt nötig, gibt es aber erst ab 21
  • Die Fahrten von Greyhound sind sehr lang und zu unmenschlichen Zeiten
  • Das Wetter reicht von Schneesturm bis 27°C im Schatten
  • Kanada ist riesig und besteht aus sehr viel Wald wo nichts ist
  • Trampen funktioniert auf kleinen Strecken
  • Bei Kosten auf Steuern achten
  • Vorher darauf achten ob es Supermärkte in Orten außerhalb gibt
  • Route vorher planen, falls man ohne Auto unterwegs ist
  • Die Hotspots (bsp. Banff) sind Wochen vorher ausgebucht
  • Immer auf die Lage achten, sonst landet man in einem kleinen Vorort außerhalb einer Stadt wo nichts ist
  • Mit der HI Mitgliedschaft spart man bei Greyhound 25% und auf HI Hostels 10%

 

 

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