Nachdem wir uns schon in Calgary furchtbar gelangweilt hatten, blickten wir den beiden Provinzstädtchen mit einem unguten Gefühl entgegen. Es kam jedoch viel besser als angenommen und gerade Kamloops stellte sich als echter Geheimtipp heraus.
23.09.2017 – 11.10.2017
Für alle, die die Geschichte nicht interessiert, gibt es am Ende eines jeden (Weltreise-) Artikels Einschätzungen und Tipps zur Stadt in Bezug auf Unterkunft, Essen, Transport, etc.
Radium
Auch Radium Hot Springs genannt, besteht diese Gemeinde aus gerade mal 800 Einwohnern. Der Name verweist – wie zu erwarten – auf die leicht radioaktiven heißen Quellen ein wenig außerhalb des Ortes.
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Das Tal neben Radium
Die Anreise
Die Anreise war eine Katastrophe! Mit dem Auto wäre es aus Banff eine kurze Reisezeit von einer Stunde vierzig gewesen. Mit dem Bus brauchten wir dagegen ganze acht Stunden. Das lag unter anderem daran, dass wir in dem nahe gelegen Ort „Golden“ umsteigen mussten. Problem dabei waren die Fahrtzeiten der Busse. So nahmen wir aus Banff den Bus nachts um 00:10 und durften dann in Golden in einem eigentlich geschlossenen Diner von zwei bis sieben fünf Stunden lang warten. Im Diner selbst wurde zwar alles an Elektrik angelassen, inklusive Musik, die Heizung lief jedoch nicht. Heißt: Es war einfach nur kalt! Als es in den frühen Morgenstunden dann schließlich übermüdet weiterging, waren wir mehr als nur froh, im warmen Bus nach Radium ein wenig zu schlafen. Dort angekommen schliefen wir gleich den restlichen Tag in unserem Motel weiter.
Mehr Schafe als Einwohner
Dort waren wir nun. Zuvor hatten wir noch beschlossen, dass Beste aus dem Ort rauszuholen und dann verschlafen wir den ersten Tag komplett… Was treibt die Greyhound Busse nur zu solchen Reisezeiten? Aber auch davon später mehr. Vielmehr die Frage: Was treiben wir in Radium?
Naheliegend sind die Hot Springs, sowohl bildlich als auch wörtlich. Da wir aber mit extrem guten Wetter gesegnet waren, besuchten wir diese nur einmal. Was will man auch bei 26°C Außentemperatur in 38°C heißem Wasser?
Die Hot Springs im Winter
Neben dieser einen „Sehenswürdigkeit“ waren wir noch in den (Ausläufern der) Rocky Mountains zu Wanderungen auch auf ungeplanten Wegen. Einmal liefen wir durch einen Fluss etwa eine Stunde in ein Moor hinein. Wir liefen dabei tatsächlich barfuß im Fluss, doch schließlich bemerkten wir, dass wohl kein Wanderweg mehr kommen würde und so konnten wir umdrehen und zurücklaufen.

Das zweite Mal mussten wir auch zurücklaufen, da das geplante Trampen nicht umsetzbar war. Nach einem 9km langen Wanderweg gelangten wir an den zuvor ausgesuchten Parkplatz; dort bemerkten wir, dass es zum Einen nur fünf Autos auf dem Parkplatz selbst gab. Zum anderen, dass der Highway nicht direkt an den Parkplatz grenzte. So warteten wir zuerst auf die Besitzer der Autos, jene erschienen aber auch nach einer halben Stunde nicht. Da wir uns nicht an oder auf den Highway stellen konnten, mussten wir wohl oder übel die 9km zurück wandern.
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Verlaufen am Fluss
Neben den Quellen und Wandertouren bietet Radium nichts. Keine Einkaufsstraße, keine Innenstadt. Lediglich Herden von Bighornsheeps durchstreifen die Stadt auf der Suche nach etwas Essbarem. Anfangs noch voller Respekt vor der Größe und der Hörner dieser Tiere bemerkten wir schnell, dass Bighornsheeps ziemliche Angsthasen sind. Aber uns genügten die vielen Wanderwege und so verbrachten wir auch keinen weiteren Tag schlafend im Zimmer.

Kamloops
Nachdem wir die Zeit in Radium sinnvoll genutzt hatten, sahen wir optimistisch Kamloops entgegen. Auch wenn eine andere Reisende, die wir in Banff kennenlernten, Kamloops beschrieb mit: „Dort ist nichts. Nichts außer Wüste.“
Anreise die Zweite
Die Hinfahrt war wieder super: So durften wir dieses Mal von elf Uhr abends bis ein Uhr morgens in Golden auf unseren Bus warten. In Kamloops selbst kamen wir um 3:10 morgens an. Da das Greyhound Terminal schloss, verbrachten wir die Zeit bis die ersten Busse fuhren im nächstgelegenen McDonalds.
Dort trafen wir einen netten Mann mittleren Alters, der uns die Fähre in Vancouver empfahl. Wie sich herausstellte, hatte er diese aber nur aus einem Polizeiwagen gesehen, da er den gesamten Sommer im Gefängnis verbracht hatte. Kurz darauf musste dann ein Krankenwagen kommen, um ihn aufgrund seines Alkohol-, Kokain- und Crystal Meths- Entzuges mitzunehmen. Ansonsten haben wir noch gefrühstückt. (Nicht empfehlenswert bei McDonald’s.) Dann ging es zum Hostel und wir verbrachten den ganzen Tag nach dem bewährten Muster schlafend, da ich die Nacht mit Netflix durchgemacht hatte.
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Unser Motel
Mehr als man denkt
Kamloops ist mit 87.000 Einwohnern deutlich größer als Radium. Sogar mit einer richtigen Innenstadt und Läden. Anfangs noch skeptisch wurde uns Kamloops immer sympathischer. Spätestens nachdem wir im Big Little Science Center waren!
Das Big Little Science Center beschäftigt sich mit allen Bereichen der Wissenschaft rund um Physik und Chemie. Ähnlich gestaltet wie das Phäno in Wolfsburg, finden sich hier die einzelnen interaktiven Stationen in einer Sporthalle und in zwei angrenzenden Räumen. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Für nur 5$ p.P konnten wir einen ganzen Tag Rumexperimentieren, haben einem privaten Vortrag über „Force and Motion“ gelauscht und durften auf Tuchfühlung mit Drachenechsen gehen. Das Personal lernten wir dabei persönlich kennen. So bekamen wir einen Haufen Reisetipps zu Vietnam und Kambodscha und lernten Susan kennen.
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Das Big Little Science Center
Susan lud uns kurzerhand ein, mit ihrem Mann Gary und ihrem Hund Bernie zum alljährlichen Lachslauf am nächsten Tag zu kommen. Das Angebot nahmen wir mehr als dankend an und die anschließende Tour lohnte sich wirklich, da es neben atemberaubender Natur auch die meist komplett roten Lachse zu sehen gab.

Auf dem Rückweg luden uns die beiden sogar noch zu einem japanischen Essen ein. Und nicht zu vergessen: Zu selbstgebackenen Blaubeer Muffins.
Wir wollen uns für alles das nochmal herzlich bei Euch bedanken!
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Im Auto zu den Lachsen
Daneben bietet Kamloops einen wunderschönen Park in der Innenstadt und mehrere coole Läden. Vor allem Comicläden, wir besuchten alleine drei. In Kamloops bekamen wir das Gefühl, dass sich die Leute noch Mühe geben, das Stadtbild mit ihren Läden und der besonderen Aufmachung zu verschönern.
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Eines der coolen Cafés in Kamloops
Während es in New York und Deutschland oft nur die immer gleichen Ketten nach dem gleichem Muster gibt und Läden, die langweilig anmuten, wird in Kanada versucht, etwas möglichst cool, gemütlich oder witzig aufzumachen. Daraus ergibt sich insgesamt ein einfach schöneres Stadtbild, bei dem es auch mehr Spaß macht, in die Läden zu gehen. Dies wurde in Montreal schon deutlich, in Kamloops verstärkte sich dieser Eindruck aber nochmals.
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Der wunderschöne Stadtpark
An Aktivitäten bietet Kamloops neben weiteren Wanderwegen noch mehrere Center für Lasertag und Paintball. Wir entschieden uns aber dagegen und gingen wieder einmal Bouldern.
Auch der nahe gelegene Wildlife Park hörte sich vielversprechend an, auch da der Eintritt am kanadischen Thanksgiving am 09.10 umsonst war. Wir träumten von einem großen Park, wo Bären und Elche frei rumlaufen und wo man die Tiere von Plattformen aus beobachten kann. Nun ja, die Realität sah anders aus. Das „Park“ bezieht sich eher auf die Größe der Anlage, die nicht größer als der Stadtpark ist, gefüllt mit extrem kleinen Gehegen. Und die Tiere hatten an diesem Tag keine Lust. So sahen wir gerademal zwei schlafende Gryzzlis.

Keine Schwarzbären, Luchse, Vielfraße etc. Der Osnabrücker Zoo kommt einem dagegen vor wie die Seregenti. Glücklicherweise war der Park umsonst. Dagegen lohnt sich sogar ein Besuch im Little Farmers Petting Zoo in der Nähe der Stadt. Eine weitere Attraktion, die vielen Winzereien, konnten wir ohne Auto und aufgrund unseres Alters (Alkohol in Britisch Columbia ab 19!) nicht besuchen.

Ursprünglich war geplant, am 12.10. Kamloops in Richtung Vancouver zu verlassen. Da ich mir glücklicherweise die Tickets am 10.10. noch einmal ansah, bemerkte ich, dass wir die Abreise schon am 11.10. um 3:10 morgens gebucht hatten. Halb so wild! Wir verpassten zwar ein kostenloses BBQ und ein Eishockey Spiel in Kamloops, aber ansonsten machte es keinen Unterschied.
So verließen wir Kamloops eine Nacht früher als gedacht zu wieder tollen Reisezeiten und fassten unser vorletztes Ziel in Kanada ins Auge: Vancouver Island.
Meinungen und Tipps
Unterkunft: Motels
Sowohl in Radium als auch in Kamloops buchten wir Motels, indem wir einfach nach dem günstigsten auf Booking filterten. Aufpassen dabei, dass man eine Unterkunft mit Küche nimmt, da es oft nur öffentliche Grillplätze gibt. Ansonsten: Bewertungen aufmerksam lesen. Das Motel in Radium war eher schlecht bewertet, da viele Leute das Frühstück beanstandeten. Wir dagegen fanden, dass es eines der besten Frühstücke überhaupt war.
Transport: Bus
In Radium gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel, also trampen oder zu Fuß gehen.
In Kamloops greift wieder das System, so dass man für 2$ in allen Linien für 1 1/2 Stunden beliebig fahren kann.
Greyhound-Zeiten sind der Horror!
Essen
Sushi Valley
Gutes Sushi zu moderaten Preisen. Unbedingt die Bento Boxen ausprobieren!
Sehenswürdigkeiten
Wandern
Wie immer die zahllosen Wanderwege.
Hot Springs
Vor allem im Winter schön. Kosten ca. 7$ p.P.
Das Big Little Science Center
Für 5$ einen ganzen Tag Spaß haben. Hier der Link zur Webseite.
Seqwemp Museum
Museum über die Ureinwohner Amerikas für 7$ p.P. Besonders der große Außenbereich mit vielen Hütten-Nachbildungen ist sehenswert.
Eishockey
Die ganze Stadt ist gefühlt auf den Beinen und das Ticket kostet gerade Mal 23$ p.P.
Lachslauf
Alle vier Jahre ist hier ein großes Event, zu dem Leute aus aller Welt kommen, um die Lachse zu begutachten. Wir waren ein Jahr zu früh, konnten aber ebenfalls Lachse beobachten. Für viele weiter Informationen hier der Link zur Webseite.